Dieser Feierabendtalk der Heinrich Böll Stiftung Nordrhein-Westfalen lockte am 12. August 2019 etwa 30 Gäste, die sich die Frage stellten: Inwieweit ist in diesem kleinen Land Bhutan, abgeschlossen im Himalaya, das Glück zuhause? Die konstitutionelle Monarchie Bhutan betont in ihrer Verfassung, nicht das Bruttosozialprodukt, sondern das Bruttonationalglück sei grundlegendes Ziel ihrer Politik. Wie kommt es zu diesem ehrgeizigen Ziel und wie kann es erreicht werden?
Martin Kind, Bauingenieur und pensionierter Lehrer, berichtete aus seiner Zeit im Rahmen des deutschen Senior Expert Service in Bhutan und konnte viele große und kleine Ansätze einer sozialen Gesetzgebung und ihrer praktischen Umsetzung aufzeigen, die zum offiziellen politischen Ziel Glück beitragen. Wie aber ist dieses Ziel Glück erkennbar, auch vielleicht messbar, zu machen? Alle Informationen und Diskussionsbeiträge des Abends kreisten um diese Frage. Eine als hilfreich angenommene Antwort war, dass subjektiv empfundenes Glück aus persönlicher Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und seinen gesellschaftlichen Voraussetzungen entstehen kann. Und was sind die Voraussetzungen, die, allen bisherigen Feststellungen nach, Bhutan auf seinem Weg näher an diese Zufriedenheit, dieses Glück bringt, wiewohl die nicht erreichten Zielaspekte nicht zu übersehen sind? Der Feierabendtalk fragte, wieweit die geografische Abgeschlossenheit des Landes eine Rolle spiele, oder auch eine Form des Buddhismus als traditionelle und noch sozial wirkende Lebensform, vielleicht aber auch die Tatsache, dass in Bhutan insgesamt nur etwa 750.000 Menschen leben.
Es wurde auch auf vergleichbare politische Versuche, Glück und Gutes Leben als konkrete Leitlinien in die Politik der lateinamerikanischen Staaten Bolivien und Ecuador einzubeziehen, hingewiesen. Dagegen wurden Staaten und Gesellschaften, die unbeirrt dem Konkurrenzkapitalismus folgen, nicht als mögliche Heimat einer Politik wie der Bhutans gesehen. Mit solchen Annahmen verbunden war dann eine entscheidende Zielsetzung dieses Feierabendtalks: Was können wir hier vor Ort am Beispiel Bhutan als interessant für unsere Gesellschaft erkennen und anerkennen und darauf hinwirken? Mit diesem Gedanken an einem eindrucksvollen Abend, ausgehend von der hervorragenden Präsentation von Martin Kind über den mutigen Versuch eines kleinen Landes, Politik menschlicher zu gestalten, entließ der Feierabendtalk seine Gäste.
Jürgen Jansen